alt schwarz & schwer
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  Was ist ein Waffenrad?
In Österreich wird im allgemeinen als Waffenrad ein Fahrrad bezeichnet, das alt, schwarz und schwer ist. Man kann's natürlich bunt anmalen, dann ist es immer noch ein Waffenrad. Im benachbarten Ausland werden sie noch heute produziert – muß also nicht notwendigerweise alt sein – und soooo schwer sind sie auch nicht unbedingt alle...

  Woher kommt der Name "Waffenrad"?
Diese Sorte Rad wurde weder für Waffennarren noch fürs Bundesheer produziert. Der Name kommt daher, daß Ende des 19. Jahrhunders die in Steyr ansässige Österreichische Waffenfabriksgesellschaft beschloß, in den zivilen Bereich "Fahrräder" einzusteigen. Mit dem entsprechenden Know-how aus der Waffenproduktion erwiesen sich diese Räder als besonders stabil und robust – und erhielten den Namen Waffenrad.

  Was ist so toll an Waffenrädern?
Da gibt es unterschiedlichste Aspekte. Einer ist sicher die Ästhetik; Waffenräder sind im allgemeinen sehr einfach gebaut und sind gerade in ihrer Schlichtheit ungemein schön; insbes. die Damenräder mit dem geschwungenen Körper sind sehr graziös und ansprechend. Des weiteren kann sich in den über Jahrzehnten entstandenen Alterungsspuren eines Gegenstands eine ganz eigene Schönheit und Verzückung etablieren (wobei natürlich keineswegs jeder Rostkübel deswegen gleich schön ist). Darüberhinaus sind sie auch heute noch sehr dauerhaft; wenn so ein Rad einmal generalüberholt ist, ist es nicht unwahrscheinlich, dass es für die nächsten zehn Jahre fährt (kein Wunder, wenn sie schon mal ein halbes Jahrhundert überstanden haben). Außerdem sind sie in der Stadt sehr praktisch. Ohne Gangschaltung fährt man sanfter und gleichmäßiger, man gleitet förmlich durch die Stadt. Und last but not least: Viele dieser alten Räder haben einfach eine eigene Austrahlung, sie besitzen Charakter und Charme, man hat es gewissermaßen mit einer Persönlichkeit zu tun. Manche sind gehaltvoller, andere weniger - aber alle sind sie über Stock und Stein gegangen (gefahren), haben viel erlebt und durchgemacht, und viele haben eine lange Geschichte zu erzählen...

 

  Folgende Waffenräder befinden sich in Wasi's Besitz

Hier folgt nun eine Auflistung von "Waffenräder", die sich in meinem Besitz befinden (oder, mit einer Ausnahme, befanden). ("Waffenräder" unter Anführungszeichen, weil ich meine zwei Hollandräder hier auch anführe – schließlich sind sie auch alt, schwarz und schwer. Außerdem sind drei deutsche Fabrikate dabei – alle anderen sind jedoch richtige österreichische Waffenräder.)
Die Räder erheben nicht den Anspruch, im original historischen Zustand zu sein. Es sind meist Schrotträder, die ich wieder fahrtauglich gemacht habe. Im allgemeinen ist der Zustand aber größtenteils original bzw. originalgetreu. Als Ersatzteile wurden nur alte Teile verwendet, auch wenn sie nicht unbedingt ursprünglich genau in dieser Variante dem jeweiligen Rad zugehörig waren – Hauptsache alt, und Hauptsache "gerettet", also den ursprünglichen Zweck wiederhergestellt: damit fahren zu können. Es ist mehr die persönliche Zuneigung, die mich mit jedem Fahrrad verbindet – und die Freude, damit zu fahren – als der Wunsch, originalgetreue historische Museumsstücke zu restaurieren (dazu fehlt mir auch einiges an Kenntnissen und Geld).

(Die Photos sind jeweils zum Anklicken!)
Bild/Name Marke BJ Status Kommentar
Photo: Aussergewoehnlich Attraktives Fahrrad
"Außergewöhnlich Attraktives"
Puch 47 fahrbereit
Lenker u. Pedale ISZ
Styria-Nabe, KRN
Erwerb: November 1999, privat, fahrbereit
Photo: Brunhilde
"Brunhilde"
Steyr 1935 fahrbereit
kein Licht, Backen- statt Stempelbremse montiert
"Ein Rad wie aus einer Wagner-Oper"
Styria-Nabe mit "5" statt Jahreszahl, Steyr-Schießscheiben-Zahnkranz, Wulstreifen, Ledersattel, KRN
Erwerb: Herbst 1999, privat, Schrottrad (Geschenk eines Freundes, Holger, dessen Großvater es vor dem Krieg erwarb)

"Josephine"
Junior Ende 30er, frühe 40er Jahre (?) fahrbereit
guter Zustand
überlackiert
Torpedo-Nabe, Styria-Lastik-Sattel
Erwerb: April 2000, Naschmarkt- Flohmarkt, fahrtauglich
Besonderheit: Holzgriffe, nicht-verchromte Nabe
RN: (1)38957
Photo: Jerome
"Jerome"
Steyr 70er? fahrbereit Torpedo-Nabe
Erwerb: April 2000, privat, Schrottrad
Photo: Blowjef
"Blowjef"
Puch 52 fahrbereit
Lenkstangenlager und Rücktritt ISZ
Styria-Nabe, KRN
Erwerb: Mai 2000, privat, Schrottrad
Photo: Jellicle
"Jellicle"
(Das Gelbe)
Steyr/Puch 63 nicht fahrbereit,
Lenklager im Eimer,
Pedale lösen sich auf,
neu lackiert (gelb/rot)
Styria-Nabe, RN: 2200656 (?)
Erwerb: Juni 2000, privat, Schrottrad
Photo: Brandon
"Brandon"
Steyr 49 fahrbereit Erwerb: Juni 2000, Mistflohmarkt, fahrtauglich
Besonderheit: Holzgriffe
Styria-Nabe, KRN
Photo: Tobago
"Tobago"
Puch 52 verstorben
(fiel in Paris einer
Willkür-Attacke
zum Opfer)
verkauft an Sebastian, nun in Paris
Erwerb: Juni 2000, Mistflohmarkt, fahrtauglich, starker 8er im Vorderrad

"Rosalinde"
? 55 fahrbereit;
Licht funktioniert nicht; Hupe
Styria-Nabe, Styria-Lastik-Sattel
Erwerb: 10. August 2000, Mistflohmarkt, fahrtauglich
RN: 896880

"Verdurin"

(Elstirs sanfter Blick)
Sein wahrer Name
Junior? 60
(original??)
fahrbereit; Stempelbremse und Licht montiert Styria-Nabe, RN: 287790
Erwerb: 10. Aug. 2000, Mistflohmarkt,
vordere Nabenachse gebrochen, gesamte Stempelbremse fehlte;
möglicherw. etl. Teile nicht original

"Fiets"
Hollandrad ? fahrbereit Erwerb: 7. April 2001, in Amsterdam;
fahrbereit

"Fiets"
Hollandrad ? fahrbereit Erwerb: 12. Mai 2001, in Amsterdam;
fahrbereit

"Bombaladuna"
? 24 fahrbereit;
Licht fehlt tlw.
Erwerb: 19. Jänner 2002, privat, in Potsdam; fahrtauglich
Besonderheit: Lenkerfeststellschraube

"Brennabor"
Brennabor 40 fahrtauglich;
Ballonmäntel extrem abgenutzt
Ballonrad
Erwerb: 19. Jänner 2002, privat, in Potsdam; fahrtauglich
Besonderheit: Ballonreifen auf 26"-Felge; Lenkerfeststellschraube
Photo: Jester
"Jester"
Puch Erste Hälfte 40er fahrbereit;
beschädigtes Hinterrad ersetzt
Erwerb: Mai 2002, privat, Schrottrad
Besonderheit: nicht-verchromte (Styria-)Nabe (ohne Jahreszahl)
Photo: Jessica
"Jessica"
Steyr/Puch 70er? fahrtauglich
Gangschaltung nicht funktionstüchtig, Licht defekt
Erwerb: 4. Sept. 2002, Mistflohmarkt, fahrtauglich, weiß gestrichen mit grünen Tupfen
Besonderheit: Nabe mit Dreigangschaltung (gerissen)
Photo: N.N.
N.N.
Styria ? fahrbereit
kein Licht
Erwerb: 6. Sept. 2002, privat (Leihgabe), fahrbereit, Hinterrad 26" nicht original, KRN
Photo: Fakura
Fakura
Steyr 70er? nicht fahrbereit Erwerb: Mai 2003, privat, Schrottrad, Vorder- und Hinterrad nicht Original
Photo: N.N.
N.N.
Styria 47 fahrtauglich Erwerb: Anf. Aug. 2003, privat, fahrtauglich, Styria-Nabe mit drei Ritzel (Gängen) jedoch ohne Werfer, RN 133198
Photo: Ysper
Ysper
Steyr/Puch (?) 1936 fahrbereit Erwerb: 10. Sept. 2003, privat, fahrbereit, Holzgriffe, Lenkerfeststellschraube, Styria-Vorderradnabentromelbremse (Kabel durch das Lenkstangeninnere geführt), Styria-Hinterradnabe mit "6", RN 643546
Photo: Philipp
Philipp
Triumph 49 fahrtauglich Erwerb: 28. Okt. 2003, privat in Berlin, Lenkerfeststellschraube, Torpedo-Hinterradnabe, RN?
Photo: Sterling
Sterling
Sterling Special 37 fahrtauglich Erwerb: 2004, fahrtauglich, Torpedo-Hinterradnabe (37 P), Vorder- & Hinterrad zusammengehoerend, vorderer Kotfl. kurz
Photo: N.N.
N.N.
Styria 50 fahrtauglich Erwerb: April 2006, privat, fahrtbereit, Feststellschraube

Janine
? ? fahrbereit Erwerb: Herbst 2006, privat, in Berlin; fahrtauglich

Zowack
Steyr 48 fahrtauglich Erwerb: Frühjahr 2007, Kellerentrümpelung, fahrtauglich

Bärbl
? ? fahrtauglich Erwerb: Frühjahr 2007, Kellerentrümpelung, fahrtauglich

*ISZ ... in schlechtem Zustand
*BJ: wenn mit zwei Ziffern angegeben, bezieht sich das Baujahr auf die Gravur in der Styria-/Torpedo-Hinterradnabe
*RN ... Rahmennummer -- *KRN ... keine Rahmennummer erkenntlich
*fahrbereit heißt: man kann sich draufsetzen und fahren; fahrtauglich bedeutet: fahrbereit bis auf einige Kleinigkeiten (Luft, Ventil, Öl, lockere Teile)

Die Fahrräder wurden, soweit nicht anders angegeben, in Wien erworben.
Die meisten Fahrräder waren zum Zeitpunkt des Erwerbs Schrotträder bzw. in sehr schlechtem Zustand und wurden von mir wieder fahrtauglich gemacht. Sollte also jemand ein altes Rad haben, das er für schrottreif erachtet und wegzuschmeißen gedenkt, bitte mail an mich! :-)
(Falls die Namensgebung mitunter etwas seltsam anmutet: Meine Fahrräder haben sich ihre Namen im allgemeinen selber ausgesucht. Man setzt sich auf das Fahrrad und fährt, und irgendwann ist der Name plötzlich da – eine Art von Eingebung; ich würde jedoch sagen: das Rad hat mir seinen Wunschnamen zugeflüstert.)

 


  Zur Altersbestimmung: Wie datiere ich ein Waffenrad?
Zur Altersbestimmung: Die Gravur in der (Torpedo/Styria-)Hinterradnabe, so vorhanden, gibt an, in welchem Jahr diese fabriziert wurde – die Nabe, nicht unbedingt das Fahrrad, denn das Hinterrad muß ja nicht original sein. Falls Hinter- und Vorderrad gleich aussehen (der typische farbige Strich z.B.), gehe ich im allgemeinen davon aus, daß es original ist. Styria-Nabe: In einem kleinen Kreis unter dem Styria-Emblem, gegenüber dem Schmiernippel, sind bei Nachkriegsrädern bis ca. Ende der 60er Jahre die letzten beiden Ziffern des Baujahrs eingeprägt. Später wurde diese Jahreszahl dann nicht mehr graviert. Falls die Nabe nicht verchromt (also schwarz) ist, wurde sie wohl in den Jahren des zweiten Weltkriegs fabriziert. Davor, in den 30er-Jahren, ist nur die letzte Ziffer des Baujahrs eingeprägt ("5" heißt also 1935). Die früheste Nachkriegsprägung in meiner bescheidenen Sammlung ist 47, die späteste 63; die früheste/späteste mir bekannte 45/71. Torpedo-Nabe von Fichtel & Sachs: Seit ca. 1920 bis 1957 wurden die letzten beiden Ziffern des Baujahres eingeprägt (links unter dem Emblem), ab 1958 nur mehr ein Buchstabe, beginnend mit A, wobei I und Q ausgelassen wurde. Weitere Details siehe rijwiel.
Holzgriffe kenne ich bislang von Waffenrädern aus den Jahren 1925, 1936, 1938, 1949. Das vordere Ritzel als Zielscheibe (wie bei Brunhilde) aus den Jahren 1935, 1949, 1957. Ein Ritzel mit dem Schriftzug "Puch" aus den Jahren 1947, 1952.
(Sollte jemand mehr dazu wissen, bitte mail an mich.)

  Marken / Adressen

Wichtige österreichische Firmen: Steyr, Puch, Styria, Junior ua.
Wichtige deutsche Firmen: Adler, Bismark, Brennabor, Dürkopp, Göricke, Opel, Wanderer, Diamant, Triumph ua.

 

Zwei wichtige Adressen in Wien seien genannt: Das eine ist die Fahrradselbsthilfewerkstatt im WUK, wo man gegen 3 Euro Werkstättenbenützungsgebühr (für ARGUS-Mitglieder gratis) sein Fahrrad reparieren kann, eine Menge Ersatzteile zur Verfügung hat, und auch professionelle Hilfe zur Hand ist. Öffnungszeiten: Mo-Mi 15-19 Uhr. Ort: WUK, 1090 Wien, Währinger Str. 59. Tel.: 01-40121-60.
Das zweite ist die Fahrradwerkstätte der Haftentlassenenhilfe. Dort kann man auch reparieren lassen, und sie haben viel Erfahrung mit Waffenrädern und auch viele alte Waffenrad-Ersatzteile auf Lager. Adresse: 1060 Wien, Gumpendorfer Str. 70, eigentlich um die Ecke in der Brauergasse 1B. Öffnungszeiten derzeit rudimentär, meist vormittags. Am besten vorher anrufen. Tel.: 01-4053546.

 

  Links

waffenradl.atwaffenrad.comTiroler RadlseppHistorische Fahrräder e.V.FahrradsammlerNostalrad.comWaffenradclub Hall bei AdmontGamstrophywaffenrad.atOldtimermuseum Altmünster
Kleinanzeigen / Flohmarkt - Historische Fahrrädersammeln.at: Historische Fahrräder
Teile-Shops: * Fahrrad-Teileshop (Weiße 28"/635er-Mäntel) * Fahrradsammler-Shop (Wulstreifen) * Velo Classic (Massenweise historische Teile)
Selbsthilfewerkstatt im Wiener WUK Die Seite fuer Hochradfahrer Laborium fuer Humankinetik

  Juni 2000 – Letzte Änderung: 19. Nov. 2013
Autor dieser Seite: McWasi
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