Noch sind die Diskussionen, die Neil Postman mit seiner Streitschrift "Das
Verschwinden der Kindheit" ausgelöst hat, nicht verstummt, da kündigt ein
neues Buch von ihm neuen, grundsätzlichen Meinungsstreit an. Denn diesmal
kritisiert er die allmähliche Zerrüttung der Kulturtätigkeiten durch den
gewerbsmäßigen Illusionismus, das totale Entertainment. Postmans These
lautet, daß die Medien zunehmend nicht nur bestimmen, was wir kennenlernen
und erleben, welche Erfahrungen wir sammeln, wie wir Wissen ausbilden,
sondern auch, was und wie wir denken, was und wie wir empfinden, ja, was
wir von uns selbst und voneinander halten sollen. Zum ersten Mal in der
Geschichte gewöhnen die Menschen sich daran, statt der Welt ausschließlich
Bilder von ihr ernst zu nehmen. An die Stelle der Erkenntnis- und
Wahrnehmungsanstrengung tritt das Zerstreuungsgeschäft. Die Folge davon
ist ein rapider Verfall der menschlichen Urteilskraft. In ihm steckt eine
unmißverständliche Bedrohung: Er macht unmündig oder hält in der
Unmündigkeit fest. Und er tastet das gesellschaftliche Fundament der
Demokratie an. Wir amüsieren uns zu Tode.
Neil Postman
Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im
Zeitalter der Unterhaltungsindustrie.
Taschenbuch - 206 Seiten
(1985) Fischer-TB.-Vlg.,Ffm;
ISBN: 3596242851;
EUR 9,66